Auszug aus dem Obermain Tagblatt vom 03.09.2007
Pfarrei Modschiedel verabschiedet Geistlichen Rat Erhard Meissner feierlich / Ernennung zum Ehrenbürger
Viele lobende Worte der Ehrengäste und den Beweis seiner Wertschätzung bei der Bevölkerung erhielt Pfarrer Meissner am gestrigen Sonntag während seiner feierlichen Verabschiedung in den Ruhestand. Unter den zahlreichen Geschenken befand sich auch ein außergewöhnliches der Stadt Weismain: Sie ernannte den beliebten Geistlichen zum Ehrenbürger.
„Wir stehen gut da“, fasste Pfarrer Meissner während der Predigt im Rahmen eines Festgottesdienstes in der prächtig geschmückten Pfarrkirche seine 31-jährige Tätigkeit in Modschiedel zusammen. Bezugnehmend auf die allgemein bekannten Probleme der Kirche, bilanzierte er nicht ohne Stolz, dafür aber mit großem Dank an die Pfarreiangehörigen: „Wir konnten den Trend nicht stoppen, aber mit eurer Mithilfe und Treue abmildern“.
Als Beleg für eine „lebendige und aktive Kirchengemeinde“ nannte er imposante Zahlen: Modschiedel musste in den vergangenen drei Jahrzehnten keinen einzigen Kirchenaustritt verzeichnen; bei der prozentualen Beteiligung an den vergangenen Pfarrgemeinderats- und Kirchenverwaltungswahlen lag die Pfarrei auf dem ersten Platz der gesamten Bamberger Erzdiözese. Eine Zählung im Frühjahr habe den Prozentsatz von knapp 69 Prozent an Gottesdienstbesuchern in der Bevölkerung ergeben. All dies bilde ein gutes Fundament für seinen Nachfolger, verkündete der scheidende Seelsorger. Landrat Reinhard Leutner, der sich auch über diese „gelebte fränkische Volksfrömmigkeit“ in Modschiedel freute, bedankte sich für 31 Jahre segensreiches Wirken.
Von Herzen
„Beim Umgang mit den Menschen hat Pfarrer Meissner stets eine Freundlichkeit an den Tag gelegt, die nie aufgesetzt war, sondern immer von Herzen kam“, so der Landrat, der ein Buch über die 14 Nothelfer überreichte.
„Modschiedel ist etwas Besonderes, da kann man schon neidisch werden,“ bekannte auch Dekan Monsignore Gerhard Hellgeth aus Bad Staffelstein, der gemeinsam mit dem aus dem Dorf stammenden Pfarrer Baptist Schmitt und Meissner den Gottesdienst zelebrierte: Seine Pfarrei habe alleine in diesem Jahr schon zehn Kirchenaustritte zu bedauern. Pfarrer Meissner, dem er auch für sein Engagement in der Notseelsorge dankte, sprach er ein großes Kompliment für den Erhalt des Glaubens auf dem Jura aus, aber auch für die Bereitschaft, die Gemeinschaft mit den Pfarrangehörigen zu suchen.
Pfarrgemeindevorsitzender Günther Herold, der ebenso wie sein Vorredner ein Buchgeschenk überreichte, dankte dem Geistlichen im Namen aller Gläubigen für die lange Zeit, in der er die Frohe Botschaft verkündet, Eucharistie gefeiert und Sakramente gespendet habe.
Besonders erfreut sei die Gemeinde darüber, dass der Pfarrer dem Dorf erhalten bleibt: Er habe sich nämlich für das Pfarrhaus als „Seniorenresisdenz“ entschieden. Nicht nur aufgrund persönlicher Verbundenheit, sondern auch im offiziellem Auftrag wohnte Weismains zweiter Bürgermeister Udo Dauer dem Gottesdienst bei: Er setze einen Stadtratsbeschluss um, wonach Pfarrer Meissner insbesondere aufgrund seiner herausragenden Verdienste um die Pflege und Erhaltung kirchlicher Kulturgüter in den Pfarreien Modschiedel und Arnstein zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Dauer listete detailliert die vielen vom Pfarrer umgesetzten Projekte auf und wies dabei zunächst auf den umfangreichen Tätigkeitsbereicht hin: Im Oktober 1976 trat Pfarrer Meissner seinen Dienst in Modschiedel an, dessen Pfarramt zudem die Kirchen in Weiden und Neudorf sowie die Kapellen in Fesselsdorf, Görau, Seubersdorf und Wunkendorf betreut.
Zusätzlich war er von 1979 an 24 lang in Arnstein und damit auch für Bojendorf, Großziegenfeld, Mosenberg und Wallersberg zuständig. Der Bürgermeisterstellvertreter blickte auf eine Fülle von Restaurierungen und Glockeneinweihungen unter der Regie Erhard Meissner zurück, der aufgrund seiner Verdienste im Jahr 2002 zum Geistlichen Rat ernannt und bereits 1984 mit der goldenen Ehrenmedaille der Stadt ausgezeichnet. Bis auf die Sankt-Katharina-Kapelle in Wallersberg wurden alle Gotteshäuser der beiden Pfarreien in den vergangenen 31 Jahren mindestens einmal gründlich instand gesetzt. Als „Pfarrer, Manager und Bauherr“ setze er sich unter anderem für die Renovierung von Friedhöfen und Leichenhäuser ein und zeichnete für den Bau des Arnsteiner Judenheims verantwortlich.
Desweiteren lobte Dauer die gute Jugendarbeit des Pfarrers, beispielsweise durch die Erhalt und Renovierung des katholischen Kindergartens, das Abhalten der alljährlichen Gottesdienste im Bärental am Maifeiertag, und dessen geschichtliches Interesse – die von ihm herausgegebene Festschrift zum 600-jährigen Pfarrjubiläum gelte als „Standardwerk für die Geschichte der Juragemeinden“. Die große Beliebtheit des Pfarrers spiegelte die Beteiligung am Festzug vor und nach dem Gottesdienst wieder: Ein Großteil der Bevölkerung stand am Wegesrand, um Erhard Meissner zu verabschieden.
Blasmusik und Blumen
Neben den Ehrengästen, Stadt- und Pfarrgemeinderäten und den Kindergartenkindern nahmen auch die örtlichen Verein am Zug zu den Klängen der Modschiedler Blasmusik teil, während die Mitglieder der Gartenbauvereine aus dem Pfarrgebiet mit Blumen in den Händen Spalier standen. Bevor es zum Frühschoppen ins Tanzcenter Deuber ging, bedankten sich außerdem alle Ministranten mit je einer Rose bei „ihrem“ Pfarrer.
Die Feierlichkeiten in dem Juradorf waren damit noch nicht zu Ende. Die Verabschiedung wurde nämlich im Rahmen des 625-jährigen Jubiläums der Pfarrgemeinde abgehalten, das am Freitag mit einem Familienabend begonnen hatte und gestern mit einem Fackelmarsch und Zapfenstreich endete.