Mit dem glanzvollen Weihnachtskonzert kurz vor dem Fest krönte die Modschiedler Blasmusik ihr 25-jähriges Bestehen. Zum Jahreswechsel trafen sich vier Gründungsmitglieder, um die Entwicklung eines der größten Vereine auf dem Jura Revue passieren zu lassen. Wenig überraschend stellten sie fest, dass der Musikverein aus dem Dorfleben nicht mehr wegzudenken ist – dies allerdings schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert.
„Im Nachhinein sind wir froh, dass wir damals den Verein gegründet haben. Wenn man sieht, wie erfolgreich er heute noch ist, muss man sagen: Es hat sich gelohnt.“ Der jetzigen Vereinsführung dürfte dieses Lob von Elke Hübner gefallen, war sie es doch, die die Kapelle als Dirigentin über einen langen Zeitraum (1989 bis 2007) musikalisch prägte.
Ihre Anfänge in Modschiedel sind mit einem Kuriosum verbunden, mit dem belegt wird, dass die Geschichte des Musikvereins nicht mit dessen Gründung beginnt. Die Zultenbergerin übernahm den Taktstock im Frühjahr 1989, also bereits ein gutes halbes Jahr, bevor die Blasmusik offiziell aus der Taufe gehoben wurde – und war dennoch nach Bernhard Lang und Edgar Hoffmann bereits der dritte Dirigent des Ensembles.
Wann genau sich begeisterte Hobbymusiker, ausgebildet bei den benachbarten Musikvereinen in Weismain und Kasendorf, zusammenfanden, um kirchliche Anlässe im Pfarrgebiet zu umrahmen, ist heute nicht nachzuvollziehen. „Ungefähr Mitte der 70-er Jahre“, schätzt Bernhard Kießling, langjähriger 2. Vorsitzender und das einzige Gründungsmitglied, das seit 25 Jahren zu den aktiven Musiker gehört.
Heute wird gerne der erste große Auftritt am Weißen Sonntag der Pfarrgemeinde im Jahr 1982, als die „Jura-Musiker“ aufgrund der Renovierung der Modschiedler Pfarrkirche in Neudorf spielten, als inoffizielle Geburtsstunde angesehen. In den folgenden Jahren nahmen die Termine für die Kapelle kontinuierlich zu, jetzt noch bestehende Traditionen wie das Kirchweihbaumaufstellen und das „Kerwes-Rumspielen“ (beides erstmals 1984) nahmen ihren Anfang. 1989 war die Zahl der Auftritte auf rund 80 angestiegen, was die Gründung eines Vereins unumgänglich machte. „Der Vorbereitung und Planung der umfangreichen Aktivitäten eine feste Organisation geben“, nennt Georg Will aus Weiden als Hauptgrund. Er übernahm bei der Gründungsversammlung mit 21 Anwesenden am 8. September den Vorsitz, den er bis 2003 innehaben sollte (seitdem leitet Andreas Herold die Geschicke). Auch durch originelle Werbeaktionen – unter anderem ein Fußballspiel der Musiker gegen die Weidener „Scheffla-Elf“ im folgenden Sommer, bei dem Beitrittserklärungen verteilt wurden – konnte die Zahl der Mitglieder binnen eines Jahres auf 99 gesteigert werden.
Schlager und böhmische Spielart
Zu den Erfolgsgeheimnissen gehörten damals wie heute das stetige Feilen am Repertoire und die Nachwuchsförderung. Schon unter Elke Hübner sei die Kapelle bemüht gewesen „nicht immer das Gleiche spielen“. Auch Simon Ehnes, der das Orchester nach kurzen Intermezzos von Karlheinz Wuttke und Reinhard Zeitler seit 2008 leitet, hat sich der Steigerung des Niveaus verschrieben. Der von dem Redwitzer vorangetriebene Spagat zwischen Schlagern und böhmischer Spielart werde vom Großteil der Musiker mitgetragen, verrät Bernhard Kießling. Und das, obwohl mit dem Anspruch auch der Probenaufwand gestiegen sei und er wieder öfter in den eigenen vier Wänden auf der Trompete üben müsse.
„Und ausgebildet wurde eigentlich immer“, fügt das Modschiedler Blasmusik-Urgestein an. Was auch die Zahlen dokumentieren: Gleich zwölf Nachwuchsinstrumentalisten konnte der junge Verein 1990 für sich gewinnen, im Jubiläumsjahr 2014 befanden sich sogar 15 Jungmusiker in Ausbildung, die irgendwann die Erwachsenenkapelle verstärken sollen. Natürlich habe es über die Jahre einen gewissen Schwund gegeben, also hoffnungsvolle Talente, die das Interesse verloren. Dennoch sei der Zuspruch der Jugend aus dem gesamten Pfarrgebiet ungebrochen und „enorm für ein Dorf wie Modschiedel“, findet Georg Will.
Klatschen nicht erlaubt
Auch wenn die Musik natürlich an erster Stelle steht, legte die Blasmusik vom Start weg großen Wert auf gesellige Aktivitäten wie Ausflüge und Feste. Besonders gerne erinnern sich die Vereinsgründer an ein Ereignis nur wenige Monate nach der Gründung – und Grenzöffnung. Aufgrund verwandtschaftlicher Verbindungen besuchten die Musiker das thüringische Gotha, absolvierten sogar einen zweieinhalbstündigen Auftritt vor rund 1000 Zuhörern im dortigen Kulturhaus, der „Blasmusik kennt keine Grenzen“ betitelt war. „Bayrisches Bier und Modschiedler Blasmusik stand auf dem Schild vor der Halle“, weiß es Gründungsmitglied Siegfried Feil noch wie heute. Schließlich hatten die Oberfranken neben Polkas und Märschen einen nicht geringen Vorrat des Weismainer Obendorfer-Biers mitgebracht. Und wunderten sich nicht nur deshalb über die Gepflogenheiten der reservierten Gastgeber. „Klatschen war nicht erlaubt, beim ersten Applaus für die Kapelle wurden wir schief angesehen“, schmunzelt Feil.
Beirren ließen sich die Modschiedler davon nicht, bauten die Kontakte mit dem Osten der Republik sogar aus. Zum ersten Kulmfest 1990 weilten die „Heideländer Musikanten“ aus Trebus, Kreis Niesky in Sachsen, im Weismainer Stadtteil – ebenfalls ein verwandtschaftlicher Kontakt. Zwar gestaltete sich der Besuch schwierig, weil es dem Trabi-Bus der Musiker nicht gelang, die Jurahöhen zu meistern. Dennoch entwickelte sich eine innige Freundschaft mit Besuchen und Gegenbesuchen; bis heute sind die „Heideländer“ der einzige Patenverein der Modschiedler Blasmusik.
Apropos Kulmfest: Die zünftige Mehrtagesfeier hatte vor allem in den Anfangsjahren großen Erfolg, als das 1000-Mann-Zelt stets gut gefüllt war. Übertroffen wurde es nur von den Kreismusikfesten anlässlich des zehn- und 20-jährigen Bestehens, als dutzende Kapellen mit Sternenmarsch und Gemeinschaftschor gratulierten.
Genau zwei Jahrzehnte lang sollte das Kulmfest jährlich stattfinden, bis es – trotz des guten Besuchs – eingestellt wurde, da es aufgrund der stetig steigenden Fixkosten unrentabel wurde. Als Ersatzveranstaltung wurde die „Nacht der Blasmusik“ mit befreundeten Kapellen ins Leben gerufen. Die Vereinsgründer würden sich wünschen, dass diese nach der Jubiläumsjahr-Pause fortgesetzt wird. Und sind angesichts von derzeit gut 250 Mitgliedern (inklusive aktiver Musiker und Auszubildender), die kaum ein anderer Verein auf dem Jura aufweisen dürfte, ebenso stolz wie zuversichtlich. Gründungsvorsitzender Georg Will: „Solange es bei uns junge Leute gibt, die Spaß an der Musik haben, wird es weitergehen.“
Auszug aus dem Obermain Tagblatt vom 02.01.2015