Modschiedel überzeugt die Jury am meisten
„Unser Friedhof – Ort der Würde, Kultur und Natur“ lautet der Titel des Friedhofswettbewerbes, der von der Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege in den vergangenen Tagen abgehalten wurde. Nachdem alle 19 teilnehmenden Friedhöfe besucht waren, einigte sich die Jury auf folgendes Ergebnis:
1. Preis Modschiedel; 2. Preis Marktzeuln und Redwitz; 3. Preis Mainroth. Sonderpreise gehen an Lichtenfels und Wiesen.
Der Wettbewerb ist eine Initiative des Bayerischen Landesverbandes für Gartenbau und Landespflege mit dem Ziel, den Wandel in der Friedhofskultur mit positiven Beispielen zu begleiten. Immer mehr Menschen wünschen sich eine Urnenbestattung, die Bestattungsformen selbst werden individueller. Die Jury um Kreisfachberater Michael Stromer nahm deshalb nicht nur das sichtbare Erscheinungsbild der Friedhöfe unter die Lupe, sondern fragte auch danach, wie diesem Wandel jeweils begegnet wird. Dabei wurde rasch klar, dass es große Unterschiede im Landkreis gibt: In den katholisch geprägten Dörfern kommen neuere Bestattungsformen wie Urnengräber, Urnenwände, Rasen- oder Gemeinschaftsgräber so gut wie nicht vor, während in den größeren Gemeinden wie Redwitz, Burgkunstadt oder Lichtenfels und auch in evangelisch geprägten Dörfern Urnenbestattungen mittlerweile überwiegen.
Der Friedhof von Modschiedel konnte die Jury in der Gesamtschau am meisten überzeugen. Die Gräber befinden sich im umwehrten Kirchhof, der in den vergangenen Jahrzehnten mit großem Engagement der Bürger saniert wurde. Auch die Pflege wird vor Ort organisiert. Wasserstellen, Wege, Bäume, Anpflanzungen, Inschriften, Toranlagen und die einzelnen Grabstellen fügen sich zu einem harmonischen Gesamteindruck. Christine Kießling wusste der Jury zu berichten, dass sich die Bürger von alters her sehr streitbar mit der Entwicklung ihres Friedhofes auseinandersetzten.
Einen ganz anderen Charakter weisen die zweitplatzierten Friedhöfe von Marktzeuln und Redwitz auf. Gerade in Redwitz beschäftigt sich die gemeindliche Friedhofsverwaltung mit engagierten Bürgern seit vielen Jahren mit neuen Bestattungsformen und der Verknüpfung von Alt und Neu, was besonders auch in der modernen, sich wohltuend unterordnenden Aussegnungshalle zum Ausdruck kommt. Demgegenüber besticht der Marktzeulner Friedhof durch seine klare Gliederung und die sehr bürgernah ausgelegte Satzung, die seit über 100 Jahren nicht mehr angepasst wurde oder werden musste.
Der drittplatzierte Friedhof in Mainroth wirkt durch seine schlichte Gesamtanlage und den Verzicht auf Grabeinfassungen wie ein großer Garten. Die neugebaute Leichenhalle mit separatem Glockenturm fügen sich gut ein.
Eine Sonderstellung nimmt der städtische Friedhof Lichtenfels ein. Er hat den Status eines Parkes. Den Bedürfnissen der Bürger nach neuen Bestattungsformen wird hier mit einer Vielfalt an Angeboten Rechnung getragen. Die Baumaßnahmen der vergangenen Jahre belegen einen achtsamen Umgang mit den geschichtlichen Zeugnissen und entwickelten den Friedhof zu einem benutzerfreundlichen, seniorengerechten Park. Neue Bestattungsformen wie Gemeinschafts-Urnenfelder ordnen sich der Gliederung des Friedhofes unter.
Als Besonderheit wertete die Jury auch das große Engagement der Wiesener für ihren Friedhof. Selbst größere Baumaßnahmen wie Mauer- und Wegebau werden in Eigenleistung und eigener Finanzierung ausgeführt. Auch bei der ständigen Pflege bringt sich die Dorfgemeinschaft unter der Federführung des Obst- und Gartenbauvereins ein.
Insgesamt zeigte sich, dass trotz ähnlicher Rahmenbedingungen jeder Friedhof seine eigene Entwicklung hat. Hier konnte sich die Jury überzeugen, dass in den Friedhofs- und Kirchenverwaltungen sensibel und mit großem Bewusstsein für die traditionellen und örtlichen Besonderheiten Weiterentwicklungen angegangen werden. Aufgrund des Älterwerdens der Bevölkerung werden die Friedhöfe vermehrt zu einem Ort der Begegnung, gerade auch für Senioren. Die Aufenthaltsqualität könnte mancherorts durch gärtnerische Anpflanzungen und Ruhebänke verbessert werden. Der Friedhof könnte als Teil des Ortes durch einfache Beschilderung mehr ins Bewusstsein gerückt werden.
Artikel aus dem Obermain Tagblatt, 12.06.2015