Oftmals müssen bei einer neuen Aufgabe Steine aus dem Weg geräumt werden. Bei Gerhard Möckel, seit Anfang des Monats Stadtpfarrer, ist es nicht anders. Auch wenn es in seinem Fall ein medizinisches Hindernis war: Ein durch einen Nierenstein verursachter Krankenhausaufenthalt sorgte dafür, dass der Einführungsgottesdienst abgesagt werden musste und am morgigen Sonntag um 16.30 Uhr nachgeholt wird.
Den Humor hat der Geistliche wegen seines holprigen Starts in der Jurastadt aber nicht verloren. Mit Nierensteinen hatte er schon mehrmals Probleme gehabt, es sei keineswegs so gewesen, dass ihm drei Tage in Weismain schon derart an die Nieren gegangen sind, dass er eine Pause gebraucht hätte, scherzt er. Im Gegenteil: „Bis jetzt habe ich nur freundliche und aufgeschlossene Leute kennen gelernt.“
Mit einer gesunden Mischung aus Witz und Realitätssinn sieht er auch die Herausforderung, von nun an für die etwa 3600 Katholiken der Pfarreien Arnstein, Weismain und Modschiedel zuständig zu sein: „Die Kunst, an drei Orten gleichzeitig zu sein, beherrsche ich noch nicht. Aber ich arbeite daran“, schmunzelt der 55-Jährige, dessen vorige Pfarrstelle, Kirchehrenbach-Weilersbach bei Forchheim, nur von der Katholikenzahl her ähnlich gewesen sei. Dort hatte er zwei Pfarrkirchen und eine Filialkirche zu betreuen, hier sei es „viel mehr, mit den drei Pfarreien und den ganzen zugehörigen Kapellen“.
Den Anspruch, es allen recht zu machen, hat Pfarrer Möckel aufgegeben. Er weiß, dass bestimmte Erwartungen vorhanden sind, vor allem aus der Historie heraus. Bewusst ist ihm auch, dass gerade die Älteren noch genau wissen, wie es war, wenn der Pfarrer fast täglich einen Gottesdienst im Ort hielt und bei jeder Veranstaltung zu Gast war – egal ob kirchlich oder weltlich. „Auch ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, als die Kirchen brechend voll waren. Aber es bringt niemandem etwas, immer nur zurückzudenken“, gibt er zu bedenken, und lässt durchblicken, dass er wohl nicht jede in ihn gesetzte Hoffnung erfüllen werde.
„Was möglich ist, machen wir gerne. Wunder liegen leider nicht in unserer Hand“, meint er und verwendet nicht ohne Grund den Plural. Denn Anlass zur Zuversicht liefert ihm die Unterstützung, die ihm eine Reihe von Seelsorgern zugesagt hat – darunter Diakon Konrad Funk, Pastoralreferentin Birgit Janson, Pater Peter Eichenhüller, Professor Joachim Kügler, Pfarrer Werner Herold und Diakon Herbert Mayer. Auch sein Vorgänger, Pfarrer Sebastian Palapparampil, den Möckel aus seiner Zeit als Staffelsteiner Kaplan (Pfarrer Sebastian wirkte damals in Uetzing) kennt und der ihm „viel Arbeit“ in den drei Pfarreien prophezeit hat, will weiterhin Gottesdienste übernehmen. Insofern bräuchten sich die Gläubigen in „den nächsten zwei, drei Jahren“ auch nicht auf große Veränderungen einzustellen.
Es sei aber durchaus möglich, dass die Situation danach „dramatischer“ wird. Deshalb tun seine Schäfchen gut daran, eine Warnung des neuen Pfarrers bereits jetzt zu beherzigen: „Die Pfarreien, die sich nur auf den Pfarrer verlassen, schlafen als erstes ein.“ Gerhard Möckel baut darauf, dass die Leute selbst einen Beitrag dazu leisten „das kirchliche Leben am Leben zu erhalten“, beispielsweise durch die Gestaltung von Rosenkranz-, Mai- und Kreuzwegandachten. Umso wichtiger ist ihm das Miteinander mit kirchlichen Gremien und Vereinen. „Auch wenn ich nicht überall sein kann, ich werde mich nicht hinter dem Schreibtisch verstecken.“
Seine Berufsauffassung beschreibt er wie folgt: „Ich bin nicht der Chef, sondern nur der Pfarrer. Ich tue das, wofür ich geweiht wurde: Spendung der Sakramente, das Wort Gottes verkünden und die Kranken besuchen.“ Auf Schwerpunkte seiner Arbeit möchte sich Möckel nicht festlegen; er sei kein Pfarrer, der von sich behauptet, speziell nur für die Kinder, nur für die Jugendlichen oder nur für die Senioren da zu sein.
Wandern und Joggen als Hobbys
„Um alles kennen zu lernen, muss ich erst einmal viel zuhören und zuschauen“, hat sich der neue Stadtpfarrer vorgenommen. Da passt es prima, dass er neben Wandern („Ich habe schon einige schöne Flecken rund um Weismain gefunden“) und Joggen auch das Zuhören als Hobby angibt. Bei den bisherigen Treffen mit den hiesigen Kirchenverwaltungen bemerkte er schnell deren große Erfahrung mit Sanierungs- und Bauprojekten. Hinsichtlich der anstehenden Vorhaben (Kindergartenbau in Modschiedel, Sanierungen an der Modschiedler Pfarrkirche und der Weismainer Kreuzkapelle) hoffe er darauf, dass sich „der Pfarrer zurücknehmen kann, weil hervorragende und kompetente Leute da sind“. Schließlich wären das einige Steine weniger, mit denen sich Gerhard Möckel beschäftigen muss – und die damit aus dem Weg geräumt sind.
Pfarrer Gerhard Möckel
Am 11. Januar 1959 wurde Gerhard Möckel in Röttenbach bei Forchheim geboren – als das drittjüngste von acht Kindern. Katholische Prägung in der Familie war mit zwei Tanten mütterlicherseits durchaus gegeben. Nach dem Wehrdienst holte Möckel sein Abitur nach, studierte Theologie in Bamberg und Trier. Die Priesterweihe erfolgte 1991 im Bamberger Dom.
Nach Kaplanstätigkeit in Ebermannstadt und Staffelstein war die Heiligste Dreifaltigkeit in Marktgraitz seine erste Pfarrstelle (1995 bis 2004). Zuletzt wirkte er in der Pfarrgemeinde Kirchehrenbach-Weilersbach (Landkreis Forchheim).
Auszug aus dem Obermain Tagblatt 19.09.2014, Text und Foto: Stefan Lutter