Einblick in die Geschichte der Pfarrei Modschiedel

In den Anfangsjahren der Pfarrei Modschiedel mussten die Pater aus Kloster Langheim zur Seelsorge den mühevollen Weg auf den Jura bewältigen. Einen Einblick in die Kirchengeschichte von Modschiedel gab Reimund Hümmer in der Gaststätte Deuber.

Eine einzigartige Chronik der Pfarrgeschichte habe der ehemaligen Ortsgeistlichen Erhard Meißner verfasst, doch zusätzliche Einblicke bieten die Kirchenmatrikel, die die Pfarrer verfasst haben. Sie wurden digitalisiert und können im Internet (matricula – online) bis zurück zum Jahr 1600 eingesehen werden.

Es ist verbrieft dass die Pfarrei Modschiedel 1382 entstanden ist. Zunächst gehörte sie zur Urpfarrei Altenkunstadt und diese wiederum zum Zisterzienserkloster in Langheim. Da ein Geistlicher vor Ort sein musste, legten die Patres den beschwerlichen Weg von Langheim nach Modschiedel zurück. Die erste Kirche war sehr klein, daneben gab es ein älteres Gotteshaus in Weiden. Noch vor 1600 wurde eine doppelstöckige Wehrkirche gebaut. Die Gottesdienste hielten die Langheimer Patres.

Taufe am Tag nach der Geburt

Nach den Kirchengesetzen musste ein Kind am Tag nach der Geburt getauft werden. Wenn in Weiden Gottesdienst stattfand, mussten die Modschiedler nach Weiden und umgekehrt, was besonders im Winter beschwerlich war. Die Anzahl der Christen, die zur Pfarrei gehörten, stieg bald auf über 1000. Das Begräbnisrecht lag zunächst in Modschiedel. An Marienfesten war auch in Neudorf noch Gottesdienst. Krassach, Geutenreuth oder Schammendorf gehörten zur Pfarrei Altenkunstadt.

Zweimal zum Pfarrer ernannt

Den Matrikeln ist zu entnehmen, dass seit 1802 in Modschiedel 40 Pfarrer oder Pfarrverwalter tätig waren. Peter Kolles war von 1598 bis 1621 und von 1628 bis 1630 zweimal Pfarrer in Modschiedel. Der Hintergrund waren wohl die Wirren des 30-jährigen Krieges mit Reformation und Gegenreformation, sagte der Referent. Besonders lange wirkte Peter Waid in Modschiedel: von 1881 bis 1905. Johann-Friedrich Gleußner (Pfarrer von 1841 bis 1859) engagierte sich für die Landwirtschaft. Wegen seiner liberalen Einstellung musste sich Georg Fleischmann (Pfarrer von 1859 bis 1868) vor der Gerichtsbarkeit in Bamberg verantworten.

Neben den Sterbematrikeln sind auch Geburts- und Trauungsmatrikel überliefert. Sie sind interessant für die Erstellung eines Stammbaums oder bei der Ahnenforschung. Pfarrer Gleußner habe dabei sogar die Hausnamen der Personen eingetragen, erklärte Reimund Hümmer.

Interessant auch die Geschichte von Abbé Joseph Gorbeaux, ein französischer Ordensmann, der als Emigrant in Neudorf strandete. Das habe der Modschiedeler Pfarrer nicht gerne gesehen, da für Neudorf keine Pfarrerstelle vorgesehen waren und die Verständigungsprobleme die Seelsorge erschwert hätten. Anscheinend hatten die Neudorfer aber Mitleid mit ihm, so dass er zwei Jahre dort lebte.

Das „Jahr ohne Sommer“

Niederschlag in den Matrikeln fand auch das Jahr 1816 , das wegen der Folgen des Vulkans Tambora in Indonesien weltweit als „Jahr ohne Sommer“ für Not sorgte. Auffällig auch Einträge mit der Todesursache „Auszehrung“ in den Jahren 1810 bis 1825.

Ein Höhepunkt in der Geschichte der Pfarrei war das Fest zum 600-jährigen Bestehen, das 1982 eine Woche lang mit vielen Prominenten gefeiert wurde. Pfarrer Erhard Meißner hat mit 33 Jahren am längsten als Pfarrer in Modschiedel gewirkt. Er sei ein Glücksfall für die Pfarrei gewesen, erklärte Reimund Hümmer. Von der Pfarrei dankten ihm Günter Herold und Anita Rauch für den sehr interessanten Vortrag.

Beim Jubiläum 600 Jahre Pfarrei war sehr viel Prominenz zugegen, darunter der damalige Weihbischoff Martin Wiesend (re.) und der damalige Weismainer Stadtpfarrer Andreas Rauh (3. v. re.).

Die Modschiedler Kirche vor langer Zeit noch ohne Anbau.

Beispiele für handgeschriebene Matrikel der Pfarrei Modschiedel.

Die Modschiedler Kirche vor langer Zeit noch ohne Anbau.

Auszug aus dem Obermain Tagblatt vom 04.04.2024

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